Monika Schmidt zum Brief des CDU-Stadtverordneten Grimm

Sehr geehrter Herr Grimm,

als Kollegen im Stadtparlament kennen wir unsere jeweilige Position und Ihre Kritik am Leitartikel „Provinzielle Trauerspiele“ überrascht mich nicht wirklich. Auch Ihre Versuche, fortwährend auf die „Baustellen“ des ehemaligen Bürgermeisters zu verweisen, sind hinlänglich aus den Sitzungen bekannt. Ich war – wie Sie wissen – zu Boehmers Zeiten nicht im Parlament, registriere heute durchaus die „Baustellen“, als Hinterlassenschaft jedoch auch eine lebens- und liebenswerte Kleinstadt und sehr große Fußstapfen.

Das Wühlen in der Vergangenheit und der Vergleich mit diesem Bürgermeister hat uns bisher nicht weiter gebracht und wird durch die ständige Wiederholung nicht zielführender.

Was mich allerdings an Ihrer Stellungnahme wirklich betroffen macht, sind Ihre Ausführungen zur SPD-Mitgliedschaft des Intendanten. Da muss ich Sie schon fragen, ob wir – schon wieder – so weit sind, dass es eine Schande ist, „bekennendes SPD-Mitglied“ (wie Sie sagen) zu sein? Wie Sie wissen, gehöre ich selbst dieser Partei nicht an, aber ich werde immer dafür kämpfen, dass ein Intendant dieser Festspiele Sozialdemokrat oder Christdemokrat oder Zugehöriger jeder anderen demokratischen Partei sein darf, ohne verdächtigt zu werden, dass seine Partei „ihr politisches Spiel damit treibt“.

Was disqualifiziert eigentlich den Intendanten? Seine fachliche Eignung? Oder hat er parteipolitisch agitiert? Oder war vielleicht sein Spielplan „sozialdemokratisch“? Haben Sie nicht selbst den Eindruck, dass Ihre Verdächtigungen nachweislich unbegründet sind, für den politischen Streit absolut nicht taugen und in die Mottenkiste des deutschen Geschichte gehören?

Hier hat ein Intendant einen hervorragenden Job gemacht und trotz der miserablen Rahmenbedingungen eine wunderbare Saison hingelegt. Glauben Sie wirklich, dass die 400 Personen, die an dem Forum der HZ teilgenommen haben, nur Sozialdemokraten oder Fans dieser Partei waren? Nein, das war ein – parteiübergreifender! – Querschnitt durch die Bevölkerung dieser Stadt, die vor allem eines eint: Sie lieben die Festspiele und wollen sie in der erlebten Qualität erhalten.

Ich finde es ehrenwert, dass Sie an dieser Veranstaltung teilgenommen haben, frage aber doch, wo waren eigentlich Ihre „Gesinnungsgenossen“? Alle waren eingeladen und auch der Bürgermeister hätte hier ein Forum gehabt, dem er seine Motivation zur fristlosen Kündigung des Intendanten hätte erläutern können. Das war eine verpasste Chance und es bleibt damit der verstörende Gedanke, es könnte in diesem Konflikt eben nicht um Geld oder andere sachliche Gründe gehen, sondern um persönliche Abneigung oder vielleicht sogar wirklich um die Parteizugehörigkeit des Intendanten.

Verwandte Artikel