Gewerbegebiet Hönebach

Halbwegs glückliches Ende in Sicht?

Nun ging es voran: Ein Dienstleister der Logistikbranche, die Firma Turnkey Solutions, hat die westliche Fläche des Gewerbegebietes in Hönebach erworben und baut dort eine große Logisitkhalle für industrielle Nutzer. Auch wenn wir der weiteren Ansiedlung von Logistik skeptisch gegenüber stehen, hat uns das Konzept dieser Firma überzeugt. Insbesondere die Tatsache, dass durch die Bauweise und die Umschlagzeit der LKW die Höhe des LKW-Verkehrs recht genau kalkulierbar ist, stellt einen großen Vorteil dar. Die Andockstellen sind Richtung Autobahn gewandt, sodass nur wenig Lärmbelastung in Richtung Dorf entsteht. Die gesamte Fläche wird zur Erzeugung von Solarstrom genutzt, E-Tankstellen sind vorgesehen, ebenso wie Sozialräume für die Fahrer.

Auch an der verbleibenden Fläche, die seit Jahren für den Autohofbetreiber vorgehalten wird, hat Turnkey Solutions Interesse. Daraufhin hat der Autohofbetreiber erklärt, dass er nun auch Verträge unterzeichnen möchte. Die Gemeinde ist also in der komfortablen Situation, ohne Druck zwischen zwei Bewerbern wählen zu können.

Am Dienstag, den 02. November um 19.00 Uhr hat der Vorsitzende der Gemeindevertretung zu einer Bürgerversammlung in der Mehrzweckhalle Hönebach eingeladen, bei der die beiden Bewerber noch einmal öffentlich vorgestellt werden. Anschließend werden Fragen beantwortet.

Unterm Strich: Riesiges Defizit

Am 17. Dezember 2020 wurde amtlich, was wir schon lange fürchteten: Das Gewerbegebiet Am Mackenrotschen Garten in Hönebach wird ein Minusgeschäft für die Gemeinde Wildeck. Obwohl die Gemeindevertreter einen Verkaufspreis von 60 Euro pro Quadratmeter beschlossen, wird ein Defizit von rund einer halben Mio. Euro übrig bleiben – vorausgesetzt, es können überhaupt alle Flächen vermarktet werden. Falls nicht, ist der Verlust noch größer. Ernuet wurde der Beschluss unter Zeitdruck gefasst: Laut Aussage des Bürgermeisters würde am Montag, den 21. Dezember der erste Investor unterschreiben, sobald der Quadratmeterpreis feststehe. Wir sind gespannt!

Der Autohof in Hönebach – eine unendliche Geschichte…

Seit Juli 2016 wird in Hönebach an der A4 Erde aufgeschüttet. Mit größeren Baupausen entsteht der Untergrund für ein Gewerbegebiet von ca. 6 Hektar, das zu einem kleineren Teil von 2 Hektar an einen Autohofbetreiber vermarktet werden soll.

Am 2.6.2017 meldete die HNA, die Fläche für den Autohof sei bereitet und sein Bau stünde noch 2017 bevor. In etlichen weiteren Meldungen wurde immer wieder der Baubeginn angekündigt. Jetzt werden der über 10 Jahre alte Bebauungsplan den Anforderungen des Investors angepasst und die Ausgleichsmaßnahmen neu geplant, denn sie waren schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des B-Plans nicht mehr aktuell. Auch die Erdaufschüttung selbst war im alten Bebauungsplan nicht enthalten und musste separat genehmigt werden. Möglicherweise war das der Grund, warum der im Juli 2016 angekündigte Baubeginn „noch in diesem Jahr“ für den Autohof nicht haltbar war.

Der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen hat das Vorhaben von Anfang an kritisch gesehen. Für den betroffenen Ortsteil Hönebach bringt es viele Nachteile, jedoch keine unmittelbaren Vorteile. Größtes Problem für die Anwohner wird die Lärmbelästigung durch den hohen LKW-Verkehr sein, die schon jetzt, in der Bauphase mit wenigen LKW täglich, deutlich spürbar ist. Die Grüne Fraktion hatte daher gefordert, dass die Gemeinde ein neues Schallschutzgutachten auf Kosten des Investors in Auftrag gibt. Dies wurde abgelehnt.

Schallschutzgutachten veraltet

Das bestehende Schallschutzgutachten beruht auf der alten Planung ohne Anhebung des Geländes und sah Lärmschutzwälle in Richtung der Ortsbebauung vor. Durch die Aufschüttung kann sich nun jedoch der Schall ungehindert zum Dorf hin ausbreiten. Wir fordern daher umgehend die Ermittlung der tatsächlichen Lärmbelastung und Einleitung von Lärmschutzmaßnahmen.

Um das Prädikat „Autohof“ zu erhalten, müssen verschiedene Bedingungen erfüllt sein. U. a. sind mindestens 50 LKW-Stellplätze vorgeschrieben. Wir sind gespannt, wie diese Stellplätze realisiert werden. Eine Tilgung der ortsnahen Erweiterungsfläche „Am Stecken“, die die Grüne Fraktion beantragte, wurde mehrheitlich abgelehnt.

Straßenanbindung nicht ausreichend

Zudem muss die Straßenverbindung „für den Schwerverkehr unter Berücksichtigung der Anliegerinteressen Dritter geeignet“ sein. Skeptisch sehen wir daher, dass die Ampelkreuzung zwischen der Abfahrt und dem Gelände nicht wie ursprünglich geplant in einen Kreisel umgewandelt werden soll. Dies birgt die Gefahr von Rückstaus, da sich die auf- und abfahrenden LKW aus drei Richtungen an dieser Kreuzung gegenseitig blockieren können. Für die betroffenen LKW-Fahrer könnte dann der Weg durch das Dorf als sinnvolle Alternative erscheinen.

Gewässerbelastung unterschätzt

Auch die weiteren Belastungen, z. B. für Gewässer und Luft, wurden systematisch kleingeredet und nicht hinreichend betrachtet. So kam es zu Verschmutzungen der Ulfe und der Ronshäuser Fischteiche, die durch einen rechtzeitigen Bau des Regenrückhaltebeckens und Kontrolle der defekten Rohre hätten verhindert werden können.

Wir stellen uns die Frage, welche Auswirkungen die zusätzlichen Schmutzwasserfrachten des Autohofs und möglicher weiterer Gewerbeansiedlungen auf die Kläranlage in Hönebach haben werden, die seinerzeit nicht für diese Zwecke geplant wurde. Ebenso, inwieweit die Hönebacher Trinkwasserversorgung mit ihrer hohen Wasserqualität für die zusätzliche Nachfrage ausreicht.

Werbesäule beeinträchtigt die Ortslage

Die Höhe des Werbepylonen wurde in der neuen Planung auf 35 Meter festgelegt. Da sich jedoch die Geländehöhe an verschiedenen Stellen um einige Meter erhöht hat, stellt sich die Frage, welche Höhe die Werbefläche letztlich im Vergleich zur ursprünglichen Geländehöhe tatsächlich hat. Fest steht für uns jedoch, dass er durch seine Tag und Nacht leuchtenden Werbeflächen eine deutliche Beeinträchtigung der anliegenden Bewohner darstellt.

Als Vorteile für den Ort wurden immer wieder die entstehenden Arbeitsplätze genannt. Jedoch: Der aktuelle Haushaltsplan weist für ganz Wildeck eine sehr geringfügige Anzahl von Arbeitssuchenden aus, die Quote liegt unter 2 Prozent. Dies macht den Standort für viele Betriebe mit gutem Arbeitsplatzangebot unattraktiv, für die ausreichend Arbeitskräfte in der Umgebung mittlerweile ein wichtiges Ansiedlungsargument sind.

Ausgleichsmaßnahmen vor Ort? Fehlanzeige

Die Maßnahmen, die den Eingriff in die Natur nach dem Bundesnaturschutzgesetz ausgleichen sollen, werden im Rahmen einer größeren Planung im Obersuhler Rhäden durchgeführt. Grundsätzlich unterstützen wir die Vorgehensweise, durch Bündelung der Ausgleichsmaßnahmen einen größeren Nutzen für Natur- und Artenschutz zu erzielen. Doch sind auch im Ortsteil Hönebach verschiedene Areale für die Schaffung einer größeren Ausgleichsmaßnahme geeignet, ohne dass davon wertvolle landwirtschaftliche Nutzfläche betroffen wäre. Daher wäre es wünschenswert, zumindest einen Teil der Kompensation auch vor Ort durchzuführen.

Hohes finanzielles Risiko für die Gemeinde

Für die Gemeinde Wildeck ist dieses Gewerbegebiet ein finanzielles Roulettespiel. Die geplanten Kosten für Ankauf, Erdarbeiten und Erschließung sind von anfangs ca. 2,7 auf mittlerweile ca 3,8 Mio. Euro angestiegen. Der Autohofbetreiber hat Interesse an zunächst einem Hektar und eventuell einem weiteren Hektar bekundet. Selbst wenn die gesamte Fläche von etwas über 6 Hektar vermarktet werden könnte, läge der kostendeckende Quadratmeterpreis bei über 55 Euro. Vergleichbare Flächen in Autobahnnähe der A4 gibt es jedoch schon für unter 40 Euro. Unterm Strich besteht zum jetzigen Zeitpunkt ein hohes Vermarktungsrisiko mindestens für zwei Drittel der Fläche. Daraus resultiert ein Schaden von über 2 Mio. Euro.

Für die laufenden Einnahmen der Gemeinde aus dem Autohof, im Wesentlichen Gewerbe- und Grundsteuer, haben wir Vergleichswerte aus ähnlichen Einrichtungen in anderen Gemeinden abgefragt und recherchiert. Sie bewegen sich im vierstelligen bis niedrigen fünfstelligen Bereich. Eine vollständige und realistische Kalkulation zu dem Vorhaben mit Kostenberechnung und Ertragsprognose wurde der Gemeindevertretung zu keinem Zeitpunkt vorgelegt.

Chronologie einer Fehlplanung

14.07.2016 Beschluss der Gemeindevertretung, die Flächen „Am Mackenrotschen Garten“ in Hönebach anzukaufen, um dort ein Gewerbegebiet mit Schwerpunkt Autohof zu errichten (Auf Nachfrage der Grünen vorgelegte Kostenschätzung: 2,7 Mio Euro)

27.07.2016 Einreichung des Bauantrags für die Erdarbeiten

22.08.2016 Veröffentlichung des alten Bebauungsplans vom 10.09.2009, um Baurecht zu schaffen

24.08.2016 Beauftragung einer Firma mit den Erdarbeiten

20.02.2017 Erteilung der Baugenehmigung – Seitdem gab es immer wieder lange Stillstandszeiten auf der Baustelle. In den Baupausen siedelten sich bedrohte Tierarten an: Schlingnattern, brütende Feldlerchen und Regenpfeifer. Aus Grüner Sicht erfreulich – hier aber waren weitere Unterbrechungen und zusätzlichen Kosten die Folge, die man durch Vergrämungsmaßnahmen im Vorfeld hätte verhindern können.

Juni 2017 Baustellenabwässer landen in den Ronshäuser Teichen

Winter 2017 Erneut „Braune Brühe im Teich“ (HNA-Titel)

April 2018 Aufkündigung des Vertrags mit der ausführenden Baufirma

27.06.2019 Aktuelle Kostenberechnung (auf Anfrage der Grünen) 3,19 Mio. Euro zzgl. Ankaufskosten von 620.280 Euro = 3,81 Mio Euro bis Vermarktungsreife. Daraus resultierender Verkaufspreis bei Komplettvermarktung: über 55 Euro/m². Interesse besteht derzeit nur an ca. 2 Hektar… Resultierendes Ausfallrisiko für die Gemeinde – und letztlich für den Steuerzahler: über 2 Mio. Euro! Zum Vergleich: Autobahnnahe Gewerbeflächen werden in benachbarten Kommunen für unter 40 Euro angeboten. Die Vertragsunterzeichnung des Autohof-Investors steht seit zwei Jahren „kurz bevor“.