Die Festspiele sind dem Bürgermeister entglitten

Die Festspiele sind dem Bürgermeister entglitten

Ein abwechslungsreicher und schillernder Festspielsommer liegt hinter uns, der Festspielpark ist noch beleuchtet und die Musik des letzten großartigen Konzertes hallt noch nach. Die Festspiele dauerten in diesem Sommer das erste mal acht Wochen, es gab Regen aber auch strahlenden Sonnenschein. Es fanden parallel eine Fußballeuropameisterschaft und olympische Spiele statt, prominente und weniger prominente Schauspieler belebten die Innenstadt und wir haben 96.000 Besucher in der Ruine gezählt, wie Herr Dr. Wedel auf seiner Pressekonferenz mitteilte.

Das freut die Hersfelderinnen und Hersfelder, nur hätten die auch gerne erfahren, welchen Preis sie dafür bezahlen und wie die Festspiele finanziert werden. Während Bürgermeister Fehling wutentbrannt im Mai 2014 seine Unterschrift auf den Verträgen von Schauspielern und Regisseur verweigerte, mit dem lauten Aufschrei, die Budgets würden nicht eingehalten, war der Bürgermeister in dieser und der letzten Festspielsaison ausgesprochen leise. Man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass die Budgets weit überschritten wurden, aufwändige Filmeinspielungen und LED Leinwand sind ein künstlerischer Gewinn, aber bringen auch ein Finanzierungsproblem mit sich.

Erstmals in dieser Saison ist die Spielstätte Eichhof nur mäßig besucht, die künstlerisch tollen Stücke der Spielwiese sind auch bei strahlendem Sonnenschein nur zur Hälfte verkauft. Nun haben wir nicht nur ein Ausgaben- sondern auch ein Einnahmeproblem. Eine Kostenkontrolle findet nicht statt, nach dem Motto abgerechnet wird zum Schluss, wir wollen den Intendanten bloß nicht verärgern. Jedwede Kritik an der Gestaltung und Ausführung der Festspiele wird neuerdings als Majestätsbeleidigung diskreditiert. Führen geht anders. Antje Fey-Spengler, Sprecherin des Grünen Ortsverbandes, kritisiert, dass auch auf mehrfaches Nachfragen den politischen Entscheidungsträgern keine Zahlen zum Festspielhaushalt vorgelegt würden. „Es wurde eine laufende Buchführung mit Kostenklarheit zu jedem Zeitpunkt versprochen– nur eben nicht so kurz vor der Bürgermeisterwahl.“, so Fey-Spengler. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Um Planungssicherheit für die Festspiele in den kommenden Jahren zu haben, wird vom Bürgermeister seit 2014 die Bildung eine gGmbH gefordert, die das Budget überwacht und die Festspiele kaufmännisch begleitet. Während zunächst die Kommunalwahl abgewartet werden sollte, harrt seit nun bereits 5 Monaten die Bildung einer Festspielkommission auf ihre Gründung, die schließlich über die Bildung einer gGmbH entscheiden soll. Dazu Hartmut Sippel: „Die Mitglieder sind von den Parteien seit Monaten bestimmt, nur eine Kommission gibt es immer noch nicht. Es verstreicht wertvolle Zeit, um in die Planung der Festspielsaison 2017 einzusteigen.“ Zur Zeit ist sogar die Stelle des kaufmännischen Leiters der Festspiele unbesetzt. Eine Ausschreibung ist noch nicht erfolgt, obwohl klar war, dass die Stelle bis zum 1.September 2016 befristet war. Die Aufforderung, eine Ausschreibung zu starten, wurde seit Mai diesen Jahres immer wieder abgewiesen. Wie gesagt, Führen geht anders.

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