Der Traum von der ultimativen Pflanze  

Wird es in Zukunft Weizen geben, der resistent gegen Krankheiten und Schädlinge ist und einen höheren Ertrag abwirft? Werden wir Tomatenpflanzen haben, die kaum Wasser benötigen und die veränderte Klimabedingungen gut verkraften? Aber klar doch! – zumindest, wenn wir den Versprechungen der „Neuen Gentechnik“ Glauben schenken.  

Wie allerdings die Kehrseite der Medaille aussieht, welche Gefahren von der „Neuen Gentechnik“ ausgehen und was damit überhaupt gemeint ist, erläuterte sehr fundiert und anschaulich der GRÜNE Landtagsabgeordnete und  Sprecher für Landwirtschaft, Tierschutz und Jagd Hans-Jürgen Müller in unserer Veranstaltung „Neue Gentechnik – die große Versuchung“ am 29.04. im buchcafé in Bad Hersfeld

Im Gegensatz zur „herkömmlichen“ Gentechnik wird bei der neuen Gentechnik kein fremdes Erbgut eingebaut, sondern das vorhandene verändert. Dies solle, so die Befürworter, mit weniger Risiken verbunden sein.

Brisanter Anlass für das erneute Aufflammen der nicht ganz neuen Diskussion sind die Pläne der EU-Kommission. Die „neue“ Gentechnik soll dereguliert werden, d. h. viele Vorschriften wie die Kennzeichnungspflicht, die für gentechnisch verändertes Material gelten, sollen entfallen. Es wird argumentiert, die Gefahren der neuen Technik seien genauso hoch bzw. niedrig einzuschätzen wie bei konventioneller Züchtung. Dies ist laut Müller ein Trugschluss. Der Schaden, der entstehen könne, wenn sich gentechnisch veränderte Pflanzen unkontrolliert in der Natur verbreiten, sei nicht kalkulierbar. Die Risikoforschung stehe noch am Anfang. Auch drohe beim massiven Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen eine Abhängigkeit der Landwirte von den Firmen, die entsprechendes Saatgut produzieren. Bäuerliche und ökologische Pflanzenzüchtung werde so verhindert. Die Gesetzesinitiative der EU-Kommission müsse daher abgelehnt werden.

Auch welche Alternativen zur Gentechnik der Landwirtschaft zur Verfügung stehen, zeigte Hans-Jürgen Müller überzeugend auf. Dabei kann er auf seine persönlichen Erfahrungen als Bio-Landwirt zurückgreifen und berichtete sehr anschaulich aus dem Alltag. So könnten beispielsweise Mischkulturen, vielfältige Fruchtfolgen und Permakultur für eine klimastabile Landwirtschaft sorgen.

In der anschließenden lebhaften Diskussion sprachen die Anwesenden über unterschiedliche Probleme der Lebensmittelindustrie, die Rolle der Verbraucherinnen und Verbraucher, Möglichkeiten und Grenzen der Regulierung durch die Politik z.B. durch Kennzeichnungspflichten. Auch der Stellenwert unserer Lebensmittel und ihrer Produzenten, den Landwirten, der sich unter anderem an den niedrigen Lebensmittelpreisen in Deutschland zeigt, wurde kritisch diskutiert.  

Kaya Kinkel, MdL, sagte dazu: „Wenn Gentechnik alles gleich macht, geht der Wert unserer Nahrungsmittel als natürliche Produkte verloren. Gerade die Vielfalt macht Natur aus!“

Im Gespräch: Kaya Kinkel, Martina Selzer, Hans-Jürgen Müller und H. Ritter, stellv. Vorsitzender Bauernverband (v.l.n.r)

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