Zur Lage in Afghanistan sprach der außenpolitische Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion und hessische Spitzenkandidat Omid Nouripour im Lokschuppen in Bebra mit der Direktkandidatin der Grünen Awet Tesfaiesus. Rund 60 Gäste beteiligten sich mit Fragen und Beiträgen an dem spannenden Austausch. Die Hoehlsche Buchhandlung war mit einem Bücherstand zum Thema vertreten.
Nouripour eröffnete die Veranstaltung mit einer etwa 20-minütigen Lesung aus seinem Buch „Was tun gegen Dschihadisten“, um dann schnell auf das Thema zu kommen, das derzeit am meisten brennt: Afghanistan. Er machte deutlich, wie es zu einer so schnellen Machtübernahme der Taliban kommen konnte. Insbesondere der übereilte Abzug habe dazu geführt, dass die afghanischen Truppen die Versorgungsstrukturen nicht geordnet übernehmen konnten, sodass die Soldaten in den Provinzen ohne Lebensmittel dastanden und letztlich keine Chance gegen die Taliban-Kämpfer gehabt hätten. Auch die Fehler, die bei der Evakuierung der Deutschen und der Ortskräfte gemacht wurden, wurden benannt.
Die rund 60 Gäste der Veranstaltung nutzen die Gelegenheit, Fragen an den Bundestagsabgeordneten zu stellen. Wie kann es gelingen, die noch in Afghanistan verbliebenen Deutschen und die Ortskräfte nach Deutschland zu holen? Was kann gegen die drohende Hungersnot in Afghanistan unternommen werden? Was hätte ein „Außenminister Nouripour“ oder ein „Verteidigungsminister Nouripour“ in den letzten Jahren anders gemacht? Mit seinen Antworten machte Nouripour deutlich, dass es sehr wohl Handlungsmöglichkeiten gab, die die Machtübernahme durch die Taliban zumindest unwahrscheinlicher gemacht hätten.
War der Afghanistan-Einsatz umsonst? „Wenn man die mutigen Frauen sieht, die nun gegen ihre Entrechtung protestieren und gegen die Taliban auf die Straße gehen, kann man einfach nicht sagen, dass die Bemühungen umsonst waren. Gerade in Bezug auf die Rechte der Frauen hat sich viel verändert! Es gibt jetzt eine Generation Frauen, die sich ihrer Rechte bewusst ist und dieses Bewusstsein an die Mädchen weitergibt.“ Jedoch sei es falsch gewesen, sich in erster Linie militärisch einzusetzen.
Insgesamt habe man versäumt, die afghanische Regierung und das afghanische Volk beim Aufbau eigener Infrastruktur zu unterstützen und wirtschaftlich wachsen zu lassen, stattdessen z. B. bei der Hungerhilfe auf kostenlose Getreidelieferungen gesetzt, die den eigenen Ackerbau unwirtschaftlich machten.
Besonders deutlich wurde auch, wie machtlos sich Menschen in Deutschland fühlen, die verzweifelt versuchen, Hilfe für ihre in Afghanistan lebenden Freunde und Angehörigen zu organisieren.
Nouripour kündigte an, sich für die Bildung eines Untersuchungsausschusses stark zu machen, der das Vorgehen der Bundesregierung in dieser Sache untersuchen soll.
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