Das Auto der Zukunft fährt ohne Abgase

Martina Selzer, Grüne Direktkandidatin, kommentiert das Interview mit Uwe Hassl zum Thema E-Mobilität:

„Zunächst einmal hat Herr Hassl recht, wenn er sagt, dass die schiere Menge des Energieverbrauchs, auch für Mobilität, ein Problem darstellt und verringert werden muss. Leider ist von der derzeitigen Bundesregierung noch viel zu wenig unternommen worden, um den Energieverbrauch insgesamt – nicht nur im Strombereich – zu senken. Im Klartext heißt das für die Mobilität: Leichtere Fahrzeuge, bessere Nahverkehrsangebote und besonders hier im ländlichen Raum bessere Vernetzung der Verkehrsmöglichkeiten – z. B. des privaten mit öffentlichem Verkehr, so wie das die Grünen bereits seit Jahren propagieren.

Ein wichtiger Aspekt fehlt in der Betrachtung von Herrn Hassl: Nur durch die Vernetzung der Energieströme in der Mobilität, wie auch im Wärmesektor, mit dem elektrischen Netz wird die Energiewende gelingen. Denn in diesen beiden Bereichen sind die Speichermöglichkeiten vorhanden, um das Stromnetz zu stabilisieren. Dies heißt beileibe nicht, dass alles „elektrifiziert“ wird. Sondern: dass überschüssiger Strom in Gas umgewandelt und gespeichert wird; Fahrzeugakkus vorrangig aus überschüssigem Strom geladen werden; Kühlsysteme vorrangig dann kühlen, wenn Überschüsse im Netz vorhanden sind etc.

Denn das so genannte „Demand Side Management“, also die Lastverlagerung, bietet große Potenziale zum Gelingen der Energiewende – rund 15 GW laut Dena, also fast die Hälfte des zusätzlichen Bedarfs für Elektromobilität.

Dem zusätzlichen Stromverbrauch von E-Autos stehen außerdem viele ungenutzte Potenziale insbesondere bei der Solarstromerzeugung gegenüber. Der Bau von PV-Anlagen wird seit 2014 von der Großen Koalition massiv ausgebremst, weil die Erzeugungsspitzen in sonnenreichen Stunden bereits die Netzkapazität überschreiten. Daher sind immer noch sehr viele private Dächer ungenutzt, die kostengünstig Solarstrom erzeugen könnten – eine bessere Lastverteilung vorausgesetzt. Eine private PV-Anlage von unter 10 kWp Leistung erzeugt jährlich genügend Strom für eine Fahrleistung von knapp 45.000 Kilometern. Zu einem Preis von etwa 1,50 Euro auf hundert Kilometer – Ladeverluste eingerechnet! Denn der große Vorteil von E-Autos: Sie benötigen technisch bedingt deutlich weniger Energie als Verbrennungsmotoren. Das macht die Ladeverluste mehrfach wieder wett. Selbst die Tesla-Sportmodelle mit mehreren hundert PS kommen mit weniger als 20 kWh/100 km, umgerechnet ca. 2 Litern fossilem Treibstoff, aus.

Bleibt die Frage: Wie erreichen wir, dass der Strom dann angefordert wird, wenn die Akkus geladen werden sollen? Bereits jetzt werden Unternehmen belohnt, die ein aktives Lastmanagement betreiben, d. h. Strom dann verbrauchen, wenn er im Überfluss erzeugt wird. Damit besteht ein Anreiz für Unternehmen mit höherem Stromverbrauch, auf Mitarbeiterparkplätzen Lademöglichkeiten für E-Autos zur Verfügung zu stellen! Denn auch diese dienen der besseren Lastverteilung. Entsprechende Beispiele gibt es bereits seit Jahren. Leider wird auch dies von der Bundesregierung nicht propagiert.

Den Tesla-Akku als Rechengrundlage zu verwenden, ist nicht repräsentativ. Denn die Tesla-Sportmodelle und ihre Akkus sind eben aufgrund der hohen PS-Zahl nicht „alltagstauglich“. Allerdings birgt die Förderung von seltenen Erden für die Herstellung von Akkus soziale Probleme wie Kinderarbeit, die von den Grünen sehr wohl angesprochen wird (siehe Bundestagswahlprogramm).

Fazit: Die von Herrn Hassl angesprochenen Probleme bei der Umsetzung der Energiewende und der Einführung der Elektromobilität existieren, werden aber durchweg durch die Untätigkeit der Bundesregierung beim Aufbau einer modernen Infrastruktur verursacht, die Strom- und Wärmeerzeugung mit einem modernen Mobilitätskonzept verknüpft. Hier hinken wir mittlerweile anderen Nationen deutlich hinterher!“

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